Berichterstattung
Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Sokrates
Objektiv vs. subjektiv?
Es muss im Jahr 1996 gewesen sein, ich war in der 10. Klasse, da hatte unsere Klasse Besuch eines Reporters vom Springer Verlag. Er erklärte uns dein Unterschied zwischen Zeitungen und Magazinen anhand der objektiven und subjektiven Berichterstattung. Während Zeitungen festen Regeln folgen mussten – sowohl in ihrem Layout, der Anzahl der Zeichen usw., so waren Magazine vollständige Freiheit in ihren Gestaltungsmöglichkeiten. So konnte beispielsweise die Bild eine reißerische Überschrift über eine komplette Seite ziehen, die Frankfurter Allgemeine konnte dies jedoch nicht.
Diese Differenzierung betraf jedoch auch den Inhalt der Artikel. Zeitungen mussten objektiv über Fakten berichten. Meinungen waren nicht erlaubt. Dahingegen können Magazine Meinungen und Behauptungen aufstellen, ohne der Wahrheitspflicht folgen zu müssen. So zumindest die Theorie.
Meinungen können als objektive Fakten getarnt werden, wenn über den Fakt einer Meinung berichtet wird. Das heißt: Der Bericht bezieht sich darauf, dass irgendwer eine Meinung vertritt oder geäußert hat. Dann ist dieser Bericht wieder objektiv.
Mit dem Drift der Zeitungen in das Internet wurde diese Grenze jedoch aufgeweicht. Der Spiegel beispielsweise – gilt zwar gedruckt als Zeitung, ist jedoch in seinem Internetauftritt ein Magazin.
Ob es diese harte Trennung heutzutage überhaupt noch gibt, ist mir nicht bekannt. Auf dem 3c3 Kongress des CCC 2021 hält Mela Eckenfels einen Talk über die Bewertung von Medien:
https://media.ccc.de/v/rc3-2021-haecksen-417-informationen-bewe
Sie sagt dabei sinngemäß, dass Journalisten nicht gänzlich neutral berichten können und es ihre Aufgabe ist, Ereignisse einzuordnen. Ein Journalist ist ein Mensch, dessen Meinung immer durch seine Berichte scheinen wird. Rein objektive Berichterstattung ist somit nicht möglich.
Sie zeigt ebenfalls, dass Augenzeugen nicht als direkte Quellen gelten. Eine Aussage, welche ich in 17 hinterfrage.
Peter, Smarden und etliche andere waren Zeugen des Anschlags im Shoppingcenter. Auch wenn diese Augenzeugen selbst nicht verstehen was dort geschehen ist, so weicht ihr Bericht doch konsistent vom öffentlichen Bericht der (nicht anwesenden) Polizei ab. (Diese Sichtweise gewinnt mit dem Thema der rituellen Gewalt an Relevanz, welches auch auf nicht bewiesenen Aussagen beruht.)
Der Rapper Hashtag, welcher wahrscheinlich ebenfalls Augenzeuge war, wird von der Presse für seine Aussagen offen angegriffen. Er wird von den Medien durch offensive Sprache in die Kategorie verrückter und gefährlicher Personen eingeordnet, womit auch seine Aussagen in diese Kategorie fallen. Die Medien scheinen in diesem Fall als Hüter des Weltbilds jede davon abweichende Aussage im Keim zu ersticken.
Bestimmst du die Meinung der Menschen, so kontrollierst du ihre Wahl. Demokratie ist ohne objektive Medien kaum möglich.