Smartphonepflicht, Tracking und Überwachung
Als Peter in den Kontrollraum gerufen wird, wird ihm dort von Herrn Bohr ein Einblick in cyGlobe gegeben. Auch wenn cyGlobe selbst fiktiv ist, so steht hinter dieser Idee doch ein gewisser Bezug zur Realität und technischen Möglichkeiten.
Dieses Thema ist in der Literatur nicht neu. Bekanntestes Beispiel: George Orwell, welcher in seinem Roman 1984 ein überall präsentes Überwachungssystem namens Telescreen beschrieb. Ein Synonym für moderne mobile Geräte? https://de.wikipedia.org/wiki/1984_(Roman)#Überwachung
Passend finde ich auch ein Zitat aus dem Roman „Traveler“ von John Twelve Hawks aus dem Jahr 2006:
„Privatsphäre war zu einer beruhigenden Täuschung geworden. […] Die
Hawks, John Twelve (2006): Traveler. Page & Turner, München
neuen elektronischen Überwachungsmöglichkeiten veränderten die Gesellschaft;
es war so, als hätte man alle Menschen in traditionelle japanische
Häuser umgesiedelt, deren innere Wände aus Bambus und Papier
bestanden. Obwohl man die anderen beim Niesen, Reden und Sex belauschen
konnte, bestand die soziale Übereinkunft darin, sich taub zu stellen.
Man sollte sich verhalten, als wären die Wände solide und schalldicht.“
Das derartige Szenarien durchaus vorstellbar sind, zeigen ein paar Beispiele:
globales Tracking und Überwachung
Einsteigen möchte ich mit der Strava Heatmap. Hier sind die Bewegungsprofile aller von Tracking betroffenen Geräte anonymisiert auf einer Weltkarte eingetragen. Ich kann jedoch beim näheren Betrachten sehen, dass ein Tracker immer
exakt ein bestimmtes Grundstück betritt. Das Bewegungsprofil dieses Datenstroms kann also mit großer Wahrscheinlichkeit dem Besitzer dieses Grundstücks zugeordnet werden.
https://www.strava.com/heatmap
Diese Heatmap besitzt als Datenquelle einen Fitnesstracker. Das Veröffentlichen der Daten ist also somit in gewissem Maße freiwillig.
In 17 spricht Herr Bohr jedoch davon, dass die Überwachung direkt im Kernel des mobilen Betriebssystemes integriert ist. Denkbar? Wie viele verschiedene Betriebssysteme für mobile Geräte kennt ihr? Da wären Android, iOS, …? Dann hört es meist schon auf. Diese Betriebssysteme kommen mit einem Satz an vorinstallierten Apps, welche teilweise nicht deinstalliert werden können. https://9to5google.com/2019/10/07/default-apps-android-10-android-go/
Diese können jedoch mitunter enorme Sicherheitsrisiken darstellen:
https://www.borncity.com/blog/2019/03/26/sicherheitsrisiko-vorinstallierte-android-apps/
Zudem besitzt der Besitzer des Smartphones im Normalfall keine root Rechte. Das heißt, ihm gehört das Handy nicht wirklich. So wie ich bei einem Windows oder Linux PC tief ins System eingreifen kann, so kann ich es bei einem Smartphone nicht.
Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, der kann vielleicht in meinem Buch „Apps Fakes & Nudes“ fündig werden. Daraus noch ein Zitat:
Wenn ich einen Schrank kaufe, kann ich diesen nach Herzenslust zersägen, lackieren oder umbauen. Es ist mein Schrank und ich darf damit machen, was ich will, da ich Root-Zugriff habe. Ich bin mir bewusst, dass ich durch den Umbau meine Garantie verliere, den Schrank zerstören oder mich verletzen könnte. Das ist das Risiko des freien Handelns.
Ohne Root-Zugriff steckt der Schrank jedoch in einem großen Kasten aus Panzerglas. Ich kann ein paar freigegebene Fächer verwenden, manche jedoch nicht. Wenn in einem dieser Fächer ein Männchen sitzt, das mich permanent anstarrt, mir zuhört und ständig mit irgendwem telefoniert, dann wird es komisch: Ein Teil meines Schranks gehört damit noch immer jemand anderem und wird dazu verwendet, mich zu überwachen. Für meine Privatsphäre hat der Hersteller einen roten Knopf eingebaut, der die Vorhänge vor dem Männchen schließt. Ich muss nun darauf vertrauen, dass diese blick- und schalldicht sind.
ANDRES MÄNNER – APPS FAKES & NUDES 2020 – MILITZKE SCHULBUCHVERLAG
Smartphonepflicht
Im Buch wird davon berichtet, dass die Politik eine Smartphonepflicht diskutiert. Diese soll es bei Anschlägen erleichtern, zu ermitteln, wer sich zum Zeitpunkt in dem betreffenden Raum befunden hat. Dazu soll das Smartphone beim Zutritt registriert werden.
Utopie?
Auch wenn ich es in meinem Buch ein wenig auf die Spitze getrieben habe … im Jahr 2020 wurde im Rahmen der Pandemiebekämpfung ernsthaft über eine Pflicht zu Smartphones bzw. einer vorinstallierten Corona-Warnapp diskutiert. Hier ein parr Artikel aus dieser Zeit:
Auch wenn diese Pflich so (bis jetzt) nicht beschlossen wurde, so ist doch ein gewisser Trend in Richtung digitaler Kontrolle sichtbar. Durch einen digitalen Impfpass können wir beispielsweise immer einem digitalen Datensatz – sozusagen unserem digitalen Zwilling – zugeordnet werden. Dieser Impfpass besteht aus einem Barcode, welcher auch auf Papier gedruckt werden kann, und zur Adressierung unseres digitalen Profils verwendet wird.
https://www.swr3.de/aktuell/coronavirus/digitaler-impfnachweis-corona-baden-wuerttemberg-100.html
Neben dem Impfpass werden unsere gesamten Gesundheitsdaten ebenfalls digitalisiert, siehe die elektronische Patientenakte oder das E-Rezept:
Diese Liste kann man unendlich fortführen, über unseren Ausweis, digitale Systeme in Autos und soziale Profile. Die Gefahr besteht dann darin, wenn diese Daten kombiniert werden oder in falsche Hände gelangen.
Kein System ist sicher
Ein Fakt ist, dass kein technisches System absolut sicher ist.
Trotzdem sind auch offizielle Stellen bestrebt, möglichst viele Daten zu sammeln, auch wenn dies nicht immer Rechtens ist.
Zudem bestehen Behörden, welche Zugriff auf seonche Daten haben, ebenfalls nur aus Menschen, welche durchaus eigene Ziele verfolgen können. Wenn wir also von unrechtmäßigem Zugang sprechen, reden wir nicht nur von Hackern;
Es zeigt sich, dass die eventuelle Verwendung unserer Daten deren Sensibilität ausmacht. Und darüber haben wir selbst keine Kontrolle. Wir verlieren unsere Kontrolle zu dem Zeitpunkt, zu welchem wir Daten von uns preisgeben.
Im zweiten Band von 17 wird dieses Thema erneut aufgerollt und intensiviert. Dort verwenden ich ein Szenario mit Drohnenangriffen, um die Brisanz von Daten aufzuzeigen. Also bleibt gespannt ….